Politiker ab 50 frühpensionieren und sie dann nach 65 als Fachrentner frisch, erholt, konserviert, geläutert und günstig wieder zurückholen?

Politiker ab 50 zu alt?

Medienmitteilung vom 04. Dezember 2016 von Daniel G. Neugart, Präsident SAVE 50Plus Schweiz

Bereits ab 40 Jahren wird man als «ältere Arbeitnehmende» wahrgenommen. Das ist die Erkenntnis des Schweizerischen Arbeitnehmer- und Arbeitslosenverbandes 50Plus (SAVE 50Plus Schweiz). In jahrelanger Befragung von Entscheidungsträgern in der Schweizer Wirtschaft musste man zu diesem Schluss kommen. Ab diesem Zeitpunkt fühlt sich so mancher verdiente Mitarbeiter im Betrieb unweigerlich unter «altersdruck» gesetzt und hofft das Rentenalter unbeschadet erreichen zu können. Ältere Stellensuchende verlieren hingegen zunehmend den Glauben an die Politik und ärgern sich, weil die meisten Politiker ihrer Generation für den Arbeitsmarkt auch bereits zu alt wären oder sich so verhalten.

Löblich ist, dass Bundespräsident Johann N. Schneider-Ammann auch nach dem in Kürze erreichten Rentenalter «bis zum umfallen» weiterarbeiten möchte. Aber nicht zwingend in der Politik. Im Zusammenhang mit der Masseneinwanderungsinitiative (MEI) wird gar der Schutz und die Förderung älterer Arbeitnehmender von allen Seiten als Argument angeführt, um sich damit profilieren zu können. Bis zum heutigen Tag hat sich jedoch trotz unzähligem Nachfragen durch den nationalen 50Plus-Dachverband noch kein einziger Politiker hervorgedrängt, der sich ernsthaft und nachhaltig für die direkt von der Alterslangzeitarbeitslosigkeit und daraus resultierenden Altersarmut Betroffenen einsetzen möchte. Warum diese Profilierungssängste?

 

Politische Hausaufgaben verweigert

 

Um das Potenzial von Rentner und Wiedereinsteiger nutzen zu können sollen neue flächendeckende Anreize geschaffen werden. Aber wozu? Tatsächlicher Fachkräftemangel ist lediglich in wenigen branchenspezifischen Berufen nachweisbar. Auch Teilzeitarbeit und «Arbeit auf Abruf» wird zu einem Trend, denn man in der Wirtschaft begrüsst, weil damit die BVG-Kosten meist umgangen werden können. Für einfache Jobs mit niedrigen Pensen und Anforderungen werden oft Asylanten oder auch Flüchtlinge eingesetzt. Ausländer und jüngere stellensuchende Arbeitnehmer werden gerne bevorzugt. Und was haben diese Zielgruppen gemeinsam? Sie sind alle billiger und haben eine Lobby. Sie alle sind im Arbeitsmarkt eine ungleiche Konkurrenz für ältere Arbeitnehmende. Die wiederum müssten priorisiert bis zum Rentenalter im Arbeitsmarkt gehalten werden. Mehrheitlich ist es so, dass von der Wirtschaft und von der Politik das demografische Segment der Menschen im Alter zwischen 40 und Rente zugunsten der zuvor genannten Zielgruppen benachteiligt werden. Das betrifft immerhin über einen Drittel der Schweizerischen Gesamtbevölkerung. Würde theoretisch ein Berufspolitiker in diesem Alterssegment in der Schweiz ungewollt von der politischen Bühne abtreten und sich einen Job in der Privatwirtschaft suchen müssen, dann wäre er direkt von den Konsequenzen dieser Altersdiskriminierung betroffen oder bedroht. SAVE 50Plus Schweiz ist die einzige authentische 50Plus Lobby-Organisation der Schweiz und definiert die politische Verweigerung solche wichtige Themen aktiv anzugehen als «passive Erfolgsverhinderung». Auch vornehm «Selbstregulierung» genannt. Dahinter stehen Dramen, die für unsere reiche Schweiz schlicht und einfach eine Schande sind. Täglich gehen Existenzen und Kompetenzen verloren. Ein enormes Wählerpotenzial wird im Stich gelassen mangels Mut und Innovation bestehender politischer Parteien und Gewerkschaften. Es fehlt an Weitsicht und Kompetenz, um Lösungen zu finden, mit denen man sich bestens profilieren oder auch profitieren könnte. Es fehlt allein der Wille, um eine dringend notwendige, kooperative Zusammenarbeit mit den Direktbetroffenen einzugehen und das hat einen alarmierenden Grund.

 

Das Geschäft mit Problemen ist lukrativer

 

Von einer Lösung kann nur derjenige profitieren, der sie selbst erarbeitet hat und auch glaubwürdig anbieten und umsetzen kann. Seit gut zwei Jahren besuchen deshalb Mitglieder von SAVE 50Plus Schweiz ehrenamtlich und aus eigenem Interesse Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik nachdem sie intern in Fachseminaren intensiv darauf vorbereitet worden sind. Mit diesem bestechend einfachen Konzept wird die scheinbare Problematik der Umsetzung des Inländervorranges elegant ausgehebelt. Als wirksame und förderungswürdige Lösung wird es hingegen von der Politik tunlichst ignoriert. Mit fünf individuellen Fragen im Gepäck vereinbaren geschulte und zertifizierte Mitglieder von SAVE 50Plus Schweiz Interview-Termine bei HR-Verantwortlichen und Firmeninhaber, um im persönlichen Dialog auf Augenhöhe gegenseitig Informationen und Bedürfnisse auszutauschen. Gleichzeitig wird die direkte Selbstvermarktung, Sensibilisierung und zielgerichtetes Networking zum gemeinsamen Nutzen und Vorteil gefördert. Erstaunlich ist dabei die Offenheit von potenziellen Arbeitgebern, die sich sehr wohl bewusst sind, dass die Arbeitsmarktsituation für die meisten Marktteilnehmer unbefriedigend ist. Das betrifft also nicht nur die älteren Arbeitslosen.

 

Einsicht kann man nicht erzwingen

 

Die Einmischung der Politik in die Wirtschaft soll möglichst tief gehalten und nur dort eingesetzt werden, wo sie auch tatsächlich gebraucht wird. In diesem Punkt ist man sich einig. Aber genau dort wo politische Entscheidungen dringend gebraucht werden finden sich keine Persönlichkeiten mit brauchbaren Lösungsvorschlägen. Warum setzt sich niemand für diskriminierungsfreie BVG-Lösungen ein? Warum werden erst Einarbeitungszuschüsse ab einen Pensum von mindestens 50 Prozent gewährt und damit gerade die arbeitslosen, älteren Fachkräfte bestraft, die sich nicht zu schade wären einen oder mehrere kleine Jobsplit’s anzunehmen, um wenigstens den Fuss wieder zwischen die Türe zu bekommen? Warum ist das BVG nicht für alle gleich und ab dem ersten verdienten Franken obligatorisch? So würde endlich offen und sportlich im Arbeitsmarkt mit gleichlangen Spiessen gekämpft und Vorurteile abgebaut. Die Unternehmen könnten ihre personalstrategischen Ausrichtungen entspannt und unbefangen umsetzen und sich für Erfahrung, Jugend oder eine ausgewählte Durchmischung von beidem entscheiden. Eine Harmonisierung im Arbeitsmarkt wäre für alle ein Gewinn. Stattdessen sollen also Stellensuchende und Unternehmer gezwungen werden an den Tisch zu sitzen, ansonsten werden Bussen bis zu 40'000.00 Schweizer Franken angedroht. Soll das die optimale Grundlage für ein erfolgversprechnedes Vorstellungsgespräch sein? Und ausgerechnet die Regionalen Arbeitsvermittlungsstellen(RAV) sollen dies umsetzen? Da hat diese sonst schon gebeutelte Institution aber definitiv den «Schwarzen Peter» gezogen, um es mal nicht mit den Strafbestimmungen im Fussball in Vergleich bringen zu wollen. Kurz: Alle werden aggressiv unter Druck gesetzt. Was wir aber brauchen ist eine deeskalierende, lösungsorientierte Kommunikation und einen altersneutralen Arbeitsmarkt sonst muss man ernsthaft prüfen, ob unsere heutigen amtierendenPolitiker über 50 nicht einfach zu alt für ihren verantwortungsvollen Job sind und deshalb abgewählt und durch weitsichtigere Persönlichkeiten ersetzt werden müssen. Egal welchen Alters.


Hier die Medienmitteilung im PDF-Format