Daniel G. Neugart, Präsident und Geschäftsführer von SAVE 50Plus Schweiz, wurde vor dem Bundeshaus zum TV-Interview eingeladen und fand klare Worte.

 

Klare Worte in Bern

01. April 2019, Bern / Wie jedes Jahr wurde der Schweizerische Arbeitnehmerverband 50Plus (SAVE 50Plus Schweiz) zum Hearing im Vorfeld der 5. Nationalen Konferenz für ältere Arbeitnehmende vom Bundesrat nach Bern eingeladen. Diesmal von Bundesrat Guy Parmelin, der neu das Departement Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) von Alt-Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann übernommen hat. Wir waren gespannt auf den konstruktiven Dialog zwischen den Organisationen für ältere Arbeitnehmende und der öffentlichen Arbeitsvermittlung (RAV). Auch der Dachverband Arbeitsintegration Schweiz war anwesend.

Es ging ausdrücklich darum, dass die Ämter für Wirtschaft und Arbeit (AWA) aus den Kantonen Zürich und Schaffhausen zu Wort kamen und über das System der öffentlichen Arbeitsvermittlung an sich, wie auch ihre Arbeit in Bezug auf ältere Arbeitnehmende und Arbeitslose berichten und definieren konnten. Danach hatten die  eingeladenen 50Plus-Organisationen jeweils 5 Minuten Zeit, um ihr Statement abzugeben. Unsere Inputs werden dann direkt in die 5. Nationale Konferenz für ältere Arbeitnehmende einfliessen. Sofern sie sinnvoll und zielführend sind. Das war angesagt und wurde auch soweit korrekt umgesetzt. Die offene Diskussion danach war dann eher eine gebetsmühlenartige Wiederholung von allem was man seit Jahren schon weiss. Nur verschärfte sich der Ton von Jahr zu Jahr. Wir hielten uns aus gutem Grund zurück, denn vor und nach diesem Anlass passiert wesentlich mehr. Vorher durch Networking und Lobbyarbeit und nachher durch neue Terminierungen.

Der Verband SAVE 50Plus Schweiz sieht sich hier in einer speziellen, verantwortungsvollen Position, denn der Schweizerische Gewerbeverband (sgv), sowie auch TravailSuisse auf der Arbeitnehmerseite, sind starke Kooperationspartner unseres Interessenverbandes für die 50Plus-Generation im Schweizer Arbeitsmarkt. Beide Dachverbände sind auch Sozialpartner die aktiv teilnehmen an der 5. Nationalkonferenz für ältere Arbeitnehmende.

Mal Klartext

Keinesfalls haben wir grosse und schnelle Veränderungen erwartet. In der Politik geht alles nicht so schnell. Das liegt in der Natur der Sache. Das ist auch der Grund weshalb unser Verband stark wirtschaftsorientiert ist. Denn da wollen wir auch hin, um uns im Arbeitsmarkt zu positionieren. Uns läuft die Zeit davon und wir müssen uns in diesem Markt so gut wie möglich verkaufen können (Selbstmarketing). Wir verlieren nie! Entweder gewinnen wir oder wir lernen. Wenn wir uns noch nicht so gut «verkaufen», dann können wir das ändern. JEDER ist ein Verkäufer! Es gib nur gute und weniger gute Verkäufer. Das heisst, es ist lernbar. Wir haben keine Zeit für lange politische Prozessabläufe. Die Wirtschaft kann sofort entscheiden und handeln. Am besten handeln wir aber selbst und sofort. Das ist unsere Philosophie und unser Gedankengut. Das macht uns erfolgreich!

Wenn wir also glauben wollen, dass mit der «Glättung der Pensionskassenbeiträge» und einem «Gesetz gegen die Altersdiskriminierung» die Stellenfindung für ältere Arbeitslose erleichtert wird, dann sollte man sich auch ein paar Fakten vor Augen führen. Bis solche Forderungen politisch angegangen und umgesetzt werden vergehen viele Jahre. Für unsere Generation ist das definitiv zu spät. Wir brauchen sofortige Massnahmen. In 10 Jahren sind die über 55-Jährigen in Pension oder im schlimmsten Fall in der Sozialhilfe oder in der Altersarmut gefangen. Ein älterer Stellensuchender braucht sofort Unterstützung, um wieder in den Arbeitsmarkt zurückzufinden. Darauf ist der Verband SAVE 50Plus Schweiz fokussiert. Wir setzen deshalb den Schwerpunkt auf ein wirksames Selbstmarketing und fördern die Weiterbildung und den Informationsfluss. Wer sich diskriminiert fühlt, macht sich zum Opfer und wir kennen keinen Unternehmer, der ein Opfer einstellen will. Wir investieren viel Power in kostenlose und kompetente Aufnahmegespräche und Workshops (50Plus-Parcours) und zertifizieren unsere Mitglieder mit unserem begehrten «fit4job-Zertifikat». Ein Qualitätslabel für erfahrene Fachkräfte, dass eine immer höher werdende Anerkennung bei potenziellen Arbeitgebern geniesst.

Falsche Erwartungen

Mit der «Glättung der Pensionskassenbeiträge» und einem «Gesetz gegen die Altersdiskriminierung» tut man sicher nichts Falsches. Doch einzelne Teilnehmende des diesjährigen Hearings forderten vom Bundesrat jetzt und sofort klare Worte und Entscheidungen am Tisch. Insbesondere mit der Frage, ob er diese oder jene Initiative unterstützen werde, die geplant oder bereits am laufen sei. Hierzu hat an Stelle des Bundesrates Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit bei der SECO klar mit «NEIN!» geantwortet. Klare Worte! Die SECO macht nicht Politik. Auch hier sind es die falschen Erwartungen, die enttäuschen. Solche Forderungen irritieren, denn wir sind in einem Hearing und wir sind höflich eingeladen unsere Statements abzugeben. Der Bundesrat hat uns nicht eingeladen, um politische Entscheidungen treffen zu müssen, sondern um Anregungen und Inputs in die 5. Nationale Konferenz für ältere Arbeitnehmende hineinzutragen. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass Bundesrat Parmelin sich wohlwollend entschieden hat, diesen Dialog, der von Alt-Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann ins Leben gerufen wurde, weiter zu führen. Letztes Jahr musste man gar davon ausgehen, dass es der letzte Anlass war. Drei Vereine verstiegen sich darin, dem Bundesrat zu drohen, dass sie im nächsten Jahr seiner Einladung nicht mehr folgen und lieber draussen protestieren würden (wie letztes Jahr), wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Der Dialog muss zwingend auf eine sachliche Basis zurückgeführt werden. Auch in diesem Jahr wurden die Chancen dazu verpasst.

                                                                                                                                                                                            Nationale Sensibilisierungskampagne

Mit den Ämter für Wirtschaft und Arbeit (AWA) aus den Kantonen Zürich und Schaffhausen hat der Verband SAVE 50Plus Schweiz schon seit längerem guten Kontakt und schriftliche Vereinbarungen im Zusammenhang mit der Integration von älteren Arbeitnehmenden. SAVE 50Plus Schweiz ist zudem Mitglied des Nationalen Dachverbandes für soziale und berufliche Integration (Arbeitsintegration Schweiz). Diese Organisation nahm zum ersten mal am jährlichen Hearing teil. Allein die Anwesenheit dieser drei wichtigen Organisationen war schon eine herausragende Gelegenheit, um positive Signale zu setzen und diesem Anlass noch grössere Bedeutung zu geben. Es wurde von dieser Seite auch der positive Wille zur Veränderung und Verbesserung im 50Plus-Arbeitsmarkt gezeigt und konkrete Beispiele von Massnahmen wurden präsentiert. So zum Beispiel hat Vivian Biner, Leiter des kantonalen Arbeitsamtes in Schaffhausen, den Anwesenden auf sein erfolgreiches modulares «Jobjäger-Programm» für ältere Arbeitnehmende hingewiesen. Bundesrat Palmerin konnte sich vorstellen ein solches Programm schweizweit zu fördern (Best Practice). Bruno Sauter, Leiter des Amtes für Wirtschaft und Arbeit (AWA) in Zürich, hat ebenfalls deutlich gemacht wie wichtig die Integration von älteren Arbeitnehmenden in der Wirtschaft ist. Hoch anrechnen muss man Sauter, dass er sich bewusst ist, dass die RAV-BeraterInnen zusätzlich mehr Ausbildung bezw. Weiterbildung benötigen. Bereits heute würde schon, wenn immer möglich, darauf geachtet, dass erfahrene RAV-Berater mit älteren Stellensuchenden zusammengebracht werden. Diese selbstkritische und konstruktive Haltung verdient Respekt. Einbinden könnte man diese konstruktiven und kurzzeitig umsetzbaren Modelle und Denkansätze mit einer nationalen Sensibilisierungskampagne. Die Kommunikation sehen wir als eine Kernaufgabe unseres Verbandes.

                                                                                                                                                                                            Schlusswort des Bundesrates

Nachdem sich der Bundesrat und sein Kommunikationschef, sowie Boris Zürcher, mehrfach für unser grosses Engagement bedankt haben, kam der Bundesrat zu seinem Schlusswort. Er betonte, wie wichtig der Dialog sei und brachte vor allem die «Nationale Sensibilisierungskampagne» in den Mittelpunkt des Interesses. In diesem Zusammenhang hat unser Verband bereits jahrelange Pionierarbeit geleistet.

Das innovative Selbstintegrationsprogramm «My Way 50Plus-Integratives Selbstmarketing» hat sich bestens bewährt und wurde auch in unserem Statement nochmals erwähnt. Mit allen drei für uns relevanten Organisationen im Bereich 50Plus-Arbeitsintegration, zu denen wir unseren Verband auch zählen, haben wir Nachfolgetermine vereinbart. Gleich nach dem Ende des Schlusswortes konnten wir dem Bundesrat unsere Unterlagen in die Hand geben und das Einverständnis für einen gemeinsamen weiterführenden Termin vereinbaren. Der Bundesrat, sowie unser Präsident, Daniel G. Neugart, mussten gleich nach dem Anlass noch einem TV-Sender ein Interview abgeben. Der Bericht ist ab 06. Mai 2019 auf TeleZüri, Tele Bärn und M1, um 18.00 Uhr auf Sendung. Das Format des Schweizerischen Gewerbeverbandes heisst «FOKUS KMU». Die Sendung läuft die ganze Woche.

Für den Verband SAVE 50Plus Schweiz war dieses Hearing im Vorfeld der 5. Nationalen Konferenz für ältere Arbeitnehmende, dass am 03. Mai 2019 statt findet, ein voller Erfolg. Unsere Lobbyarbeit hat bestens funktioniert, das Netzwerk war wirksam und die Medien waren auch präsent. Die «Nebengeräusche» haben wir bereits vergessen. Wir lassen Gras darüber wachsen und freuen uns an der grünen Wiese, die vor uns liegt.