Daniel G. Neugart (Bild), Präsident und Geschäftsführer des Verbandes SAVE 50Plus Schweiz und Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW).

 

50+ Die Alten behalten

26. August 2019, Rheinfelden / Das Schweizer Fernsehen(SRF) nahm erneut das immer wichtiger werdende Thema der erfahrenen Fachkräfte in den Fokus. Zur besten Sendezeit wurde in diesem Zusammenhang im Format «10vor10» darüber berichtet. Der Schweizerische Arbeitnehmerverband 50Plus(SAVE 50Plus Schweiz) wurde als nationale Interessenvertretung zur informellen Unterstützung angefragt.

Arthur Honegger moderierte die Sendung «10vor10» am Montag 28. August 2019 im Schweizer Fernsehen.


Fazit: Ältere Stellensuchende brauchen länger, um nach einer Kündigung wieder eine Stelle zu finden.

 Eine der zentralen Aufgaben des Verbandes SAVE 50Plus Schweiz ist es deshalb, die sogenannte «Alterslangzeitarbeitslosigkeit» (das Unwort des Jahrtausends) zu verkürzen. Was einfach klingt, ist eine sehr komplexe Herausforderung. Die Prävention beginnt bei einem Beratungsgespräch, um im Ernstfall zu verhindern, dass unnötig viel Zeit, Geld und Energie verloren geht.

Das passiert nur den anderen

Über ein Drittel der Ratsuchenden, die sich täglich bei unserem Verband melden, sind noch in einer ungekündigten festen Anstellung. Aus Angst die Stelle zu verlieren wollen sie wissen, was im Falle einer Kündigung zu tun wäre. Bei den meisten Anfragen ist eine akute Angst zwar unbegründet, doch in der sich rasend schnell wandelnden modernen, digitalisierten und globalisierten Arbeitswelt ist es schon fast ein wenig naiv zu denken, dass einem selbst da gar nichts passieren kann. Wer sich präventiv auf ein Worst-Case-Szenario einlässt hat wesentlich bessere Karten in der Hand.

Suche nach den Schuldigen

Die Bedeutung und Wertschätzung, sowie der Umgang mit älteren Arbeitskräften im Schweizerischen Arbeitsmarkt macht heute wie auch in Zukunft unser Gedankengut sichtbar. Es ist die Visitenkarte, welches unser Land, die Unternehmen und die Menschen die darin leben widerspiegelt.

Verstörend wirkt aus dieser Perspektive die Tatsache, dass genau diese 50Plus-Generation in der Politik, wie auch in der Wirtschaft nach wie vor das Steuer der Macht fest in beiden Händen hält. Unsere Generation hat eine Vorbildfunktion und steht in der Verantwortung. Wir können das was wir gemeinsam angerichtet haben nicht einfach so liegen lassen und uns dann in die Rente verabschieden. Wir müssen auch gemeinsam dafür gerade stehen.

Aber besonders solidarisch scheinen die Babyboomer nicht zu sein. Also gegen wen konkret beschweren wir uns? Leichtfüssig wird mit schweren Vorwürfen umgegangen. Von «Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz» ist die Rede. Wohin soll das führen? Mit gleichem Recht fühlen sich die Jungen auch diskriminiert. Und wer noch? Spätestens dann, wenn «die Alten» letztendlich mit einem Protestmarsch durch die Berner Gassen ziehen, haben wir wohl alle das Gesicht verloren. Was uns heute nicht passt, ist vornehmlich auf unserem eigenen Mist gewachsen.

Besser wir verschwenden keine unnötige Energie um nach «Schuldigen»zu suchen. Nutzen wir lieber gemeinsam das Potenzial unserer erfahrungsbasierten Kompetenzen und unseren «gesunden Menschenverstand» (was immer das auch sein mag), um im konstruktiven Dialog mit der Wirtschaft und der Politik einen gemeinsamen Nenner zu finden und darauf nachhaltige Lösungen und Werte aufzubauen. Denn die Zeit läuft uns allen davon.                                                                                                                                                                   

Der Babyboomer-Countdown

1964 war die höchste Lebendgeburtenrate weltweit. Danach wirkte die Pille. Im nächsten Jahrzehnt (2020-2030) wird es von zentraler Bedeutung sein, wie man mit diesem «demographischen Tsunami» und den Themen Arbeit, Alter und Armut umgeht. Das wird in den nächsten Jahren die Achillesferse der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik sein. Wir brauchen die intelligentesten Köpfe der Schweiz. Wir brauchen keine Populisten. Wir brauchen Menschen die Verantwortung übernehmen. An oberster Stelle steht aber nach wie vor unsere Eigenverantwortung.

Was passiert in den nächsten 10 Jahren mit den Menschen, die heute 55-Jährig sind? Ja genau, sie gehen in Rente. Aber «WIE?», das ist die Frage. Glaubt jemand ernsthaft, dass wir als Rentner im «Ruhestand» sein werden? Wir werden 90 oder 100 Jahre alt! Soviel Ruhe hält kein Mensch auf Dauer aus. Die meisten werden es sich auch nicht leisten können, weil die Rente und die Pensionskasse zusammen mit den Ergänzungsleistungen für die meisten Menschen das gesuchte, gewünschte und geforderte «bedingungslose Grundeinkommen» sein wird.

«Wissen Sie, Menschen, die sich bei uns beim Sozialdienst mit über 55 Jahren anmelden haben keine Probleme mehr. Die müssen nicht einmal mehr Arbeitsbemühungen nachweisen, bekommen ihr Geld und werden in Ruhe gelassen.»

Das war in einem persönlichen Gespräch mit einem Amtsleiter eines Sozialdienstes (übrigens Ü50) die Antwort auf meine Frage «Was unternimmt der Sozialdienst konkret, um ältere Stellensuchende wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren?» Ich frage mich mit grosser Sorge, was dieser Amtsinhaber für ein Bild von älteren hilfesuchenden Menschen hat und ob er sich überhaupt vorstellen kann, dass es ältere Sozialhilfeempfänger gibt, die am liebsten sofort und noch sehr lange arbeiten möchten? Es gibt auch ein Leben vor dem Tod. Wenn wir uns nicht auf allen Ebenen gewaltig zusammenraufen, dann... arme Helvetia.

Der Fachkräftemangel muss entschärft werden. Der Wissenstransfer muss gesichert werden. Es gibt viele Möglichkeiten sich mit diesen Themen politisch zu profilieren oder wirtschaftlich zu profitieren, aber es gibt auch eine klare Verantwortung, Verpflichtung und Priorität:

«WIR MÜSSEN DIE ALTEN BEHALTEN!»

Ich danke an dieser Stelle unseren Mitgliedern sehr herzlich für ihren Mut und ihr Engagement, der diesen wichtigen Beitrag im Schweizer Fernsehen(SRF) ermöglicht hat.

Daniel G. Neugart, Präsident und Geschäftsführer www.save50plus.ch

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