Daniel G. Neugart (Bild), Präsident und Geschäftsführer des Verbandes SAVE 50Plus Schweiz, als Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten.

 

Arbeit, Alter und Armut

03. Mai 2019, Olten / Es war eine Ehre. Ein weitere Anerkennung für unsere 50Plus-Arbeitsmarktkompetenz. Die Aus- und Weiterbildung von erfahrenen Fachkräften liegt unserem Verband sehr am Herzen. Im Fokus steht vor allem, die Herausforderung, die Alterslangzeitarbeitslosigkeit zu verkürzen. Wir informieren.

Die Gegebenheiten im modernen Schweizer Arbeitsmarkt werden von den meisten älteren Stellensuchenden unterschätzt. Viel Zeit, Geld und Energie geht verloren bis man merkt, dass es nicht mehr so funktioniert «wie früher». Alles hat sich verändert. Der Arbeitsmarkt wie wir ihn gekannt haben, ist zum Auslaufmodell geworden.

Zum ersten mal hat Daniel G. Neugart, Gründungspräsident und Geschäftsführer des Schweizerischen Arbeitnehmerverbandes 50Plus (SAVE 50Plus Schweiz), Gelegenheit bekommen seine Arbeitsmarktkompetenzen aus der Praxis im Rahmen eines offiziellen Lehrauftrages der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW, Hochschule für soziale Arbeit) zur Verfügung zu stellen. Zwanzig junge Studentinnen und Studenten, die einen sozialen Beruf ausüben, haben sich während ihrer Ausbildung für das vertiefende Modul «Armut» eingeschrieben.

Die Jungen sind die Alten von Morgen

Junge Studentinnen und Studenten zeigten grosses Interesse an den Ausführungen zum Thema Arbeit, Alter und Armut.

                                                                                                                                                                                            Nach ca. 2 Jahren erfolgloser Stellensuche sind die Betroffenen «mürbe», ausgepowert und erschöpft. Sie werden ausgesteuert und sehen sich vor einem sozialen Abgrund. «30 Jahre habe ich gekrampft und in 5 Jahren alles verloren!». Solche Aussagen hören wir nicht selten. Während dieser «Verlustphase» geht alles sehr schnell. Allein durch die Arbeitslosigkeit geht schon viel Geld verloren. Am Anfang die Einstelltage und dann erhält man nur noch 80 oder 70% des vorherigen Lohnes. Oft zerrt man bereits zu diesem Zeitpunkt vom Ersparten. Wenn dann die Aussteuerung kommt, ist meistens nicht mehr viel Reserve übrig. Auch die jungen Menschen erleben das alles mit.

Mit leeren Händen zum Sozialamt

Mit maximal CHF 4000 Vermögen (Kantonal unterschiedlich) «dürfen» wir dann Sozialhilfe beantragen. Eine Demütigung. Viele wählen andere Wege. Die Zahl der Menschen die tatsächlich von Armut betroffen sind können nicht realistisch erfasst werden. Es können sehr gut doppelt so viele sein, als in den offiziellen Statistiken angegeben wird, denn gerade die Babyboomer-Generation schämt sich für ihr «Versagen». Aber wer hat hier wirklich versagt?

Haben wir alle versagt?

Die Wirtschaft, die Politik, die Gesellschaft? Wie auch immer. Die wichtigste Herausforderung ist, dass alle mindestens bis zum obligatorischen Rentenalter im Arbeitsprozess integriert bleiben. Viele Fachkräfte wird es auch über das Rentenalter hinaus brauchen. Wenigstens Teilzeit. Oft reicht auch die Rente nicht. Vielleicht ist das, was wir nach der Pensionierung bekommen nur noch das zukünftige «bedingungslose Grundeinkommen»?

Armut kann vor allem durch Aus- und Weiterbildung bekämpft werden und nicht durch Gesetze. Auch das Gedankengut eines Menschen kann man nicht gesetzlich verordnen. Aber wir können durch kommunikative Sensibilisierung versuchen die wichtigen Entscheidungsträger aus der Wirtschaft und aus der Politik zu beeinflussen. Aber mit Anstand und Respekt und nicht mit Protest. Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand. Aber vielleicht müsste man diesen auch wieder einmal neu definieren? Wir wünschen auf jeden Fall gute Besserung.

Schauen Sie sich hier den Bericht in der Tessiner Tagesschau an.